Die schillernde Welt der Kolibris

Die Kolibris sind eine Familie der Superlative. Ihr gesamtes Verbreitungsgebiet beschränkt sich ausschliesslich auf die Neue Welt mit Schwerpunkt in Südamerika. Die ca. 370 Arten verteilen sich auf über 100 Gattungen und bilden somit eine der grössten Familie überhaupt. Ihr Stoffwechsel ermöglicht ihnen extreme Flugleistungen: Mit über 60 Flügelschlägen pro Sekunde schwirren die Kolibris z.T. mit enormer Geschwindigkeit und Präzision durch fast alle Lebensräume ihres Verbreitungsgebietes und ziehen Naturliebhaber:Innen & WissenschaftlerInnen seit jeher in ihren Bann. Sie sind die einzigen Vögel die sowohl seitwärts als auch rückwärts fliegen können, um so mit ihren Schnäbeln und ihrer langen Zunge an ihre Hauptnahrungsquelle, den Nektar zu gelangen. Die Schnäbel der Kolibriarten variieren stark in Größe und Form – oft gattungstypisch. Jeder Schnabeltyp ist an einen anderen Blütentyp angepasst, so dass jede Gruppe gleichschnäbeliger Kolibris ihre eigene ökologische Nische besetzt.

Die morphologischen Besonderheiten und Rekorde dieser Familie sind schier endlos. Einer der faszinierendsten und augenfälligsten Aspekte soll hier kurz hervorgehoben werden: Die schillernden, irisierenden Farben des Kolibrigefieders.

Je nach Lichtverhältnissen und Lichteinfall erscheinen selbst die farbenprächtigsten Arten oft einfarbig dunkel. Eine winzige Drehung des Körpers reicht oft aus, um den Vogel in Sekundenbruchteilen in allen Farben des Regenbogens erstrahlen zu lassen. Der Effekt des Farbenspiels entsteht durch Interferenz. Die schillernde Feder des Kolibris trägt mehrere Schichten mikroskopisch dünner Hornlamellen. Trifft Licht unter einem bestimmten Einfallswinkel auf diese Feder, wird es von den Lamellen zurückgeworfen. Durch die unterschiedliche Position der Lamellen wird das Licht mit sehr kleinen zeitlichen Unterschieden reflektiert. So nimmt der Betrachter die Farbe des Gefieders aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich wahr. Ganz im Gegensatz zu Farben, die durch Pigmente erzeugt werden und unabhängig vom Betrachtungswinkel immer gleich erscheinen!

Zur Veranschaulichung haben wir zwei besonders eindrucksvolle Beispiele ausgewählt. Kaum zu glauben, dass es sich bei den Bildern 1/2 (Feuerkehlkolibri, Costa Rica, Jérôme Fischer) und 3/4 (Hyazinthkolibri, Ecuador, Jérôme Fischer) jeweils tatsächlich um die gleiche Art und das gleiche Individuum handelt:

Feuerkehlkolibri @ Jérôme Fischer
Hyazinthkolibri @ Jérôme Fischer